Prähabilitation

Optimal vorbereitet zum OP-Termin

Wer einen geplanten chirurgischen Eingriff vor sich hat, tut gut daran, sich auf ihn vorzubereiten. Mit einem gezielten sportmedizinischen und mentalen Fitnessprogramm im Vorfeld, das auch die Ernährung miteinbezieht, kann man das Risiko für Komplikationen während der Operation reduzieren. Auch die Länge des Krankenhausaufenthalts und die Rehabilitationsphase können verkürzt werden. Dazu verbessern sich Lebensqualität und Stresstoleranz. Eine gute Nachricht, nicht nur für Sportler:innen.

Egal ob Knie- oder Hüftgelenksoperation, Herz-Thorax-Chirurgie, Transplantation oder Krebsoperation: Jeder chirurgische Eingriff ist eine physische und psychische Ausnahmesituation. Ist die Operation jedoch geplant und der Termin noch Wochen entfernt, kann man seine körperliche und mentale Fitness mit Hilfe gezielter Maßnahmen optimieren – damit man die Operation besser wegsteckt und schneller wieder auf den Beinen ist. Im Rahmen der Prähabilitation (Maßnahmen vor der Operation) bereitet man sich methodisch auf den Eingriff vor. Die Ziele sind ein besseres Allgemeinbefinden, die Risikoreduktion während der OP, weniger Nebenwirkungen und eine verbesserte Rehabilitation. Dabei haben Studien ergeben: Je fitter man vor dem Eingriff ist, desto schneller ist man auch danach wieder fit.

Die richtige Maßnahmen-Kombination macht es aus

Prähabilitationsmaßnahmen sind eine höchstindividuelle Kombination aus Therapien, Coachings und Anpassungen im Alltag. Die Palette reicht von der Trainings-, Physio- und Schmerztherapie über die richtige Ernährung bis hin zu Entspannungsübungen. In Abstimmung mit den Operateur:innen werden
ganzheitliche Programme erarbeitet, die exakt auf die Bedürfnisse der Patient:innnen zugeschnitten werden. Denn eine junge, durchtrainierte Klettersportlerin, die vor einer Schulteroperation steht, benötigt naturgemäß eine völlig andere Vorbereitung als ein betagter, übergewichtiger Patient, der auf seine Knieoperation wartet.

Schmerz- und Reizzustände lindern sowie Lebensqualität steigern und Atmung stärken

Zu Beginn der Prähabilitationsphase werden körperliche Funktionen überprüft und durch die Physiotherapie gezielt verbessert. Insbesondere bei orthopädischen Operationen spielt es eine besondere Rolle rund um die betroffene Körperstruktur die Muskulatur aufzubauen sowie Schmerz- und Reizzustände zu reduzieren.

Die meisten Patient:innen leiden vor der Operation an Beschwerden, die oft mit Schmerztherapien und physikalischen Therapien (Elektro-, Ultraschall- oder Stoßwellentherapie, Massagen, Entstauungstherapien etc.) gelindert werden können. Die Lebensqualität der Patient:innen lässt sich dadurch wesentlich steigern.

Im Bereich der Prähabilitation nimmt die Atemphysiotherapie eine Sonderstellung ein. Durch spezielle Übungen wird die Atemmuskulatur gestärkt, die Sauerstoffaufnahme im Blut erhöht und die Atmung allgemein verbessert. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die Patient:innen schneller wieder von
der Beatmungsmaschine wegkommen. Zudem soll das Atemtraining das Risiko von Komplikationen wie die Entstehung von Lungenentzündungen nach der Operation vermindern.

Moderates Training von Ausdauer, Kraft und Beweglichkeit

Für die Trainingstherapie wird im Vorfeld der Allgemein- und Fitnesszustand der Patient:innen aus sportmedizinischer Sicht analysiert. Dafür wird die medizinische Leistungsdiagnostik mittels Spiroergometrie auf dem Laufband- oder Fahrradergometer genutzt. Die so gewonnenen Daten bilden die Basis für das körperliche Trainingsprogramm, das in den meisten Fällen eine Mischung aus moderatem Ausdauer-, Kraft- und Beweglichkeitstraining ist. So werden bereits vor der Operation die Muskulatur gekräftigt, der Bewegungsumfang gesteigert und die Leistungsfähigkeit verbessert. Der Körper wird widerstandsfähiger und kann mit den Strapazen der Operation besser umgehen.

Stresstoleranz verbessern, Ängste abbauen und mental rüsten

Je größer und einschneidender der operative Eingriff, desto mehr Gewicht erhält die psychische Komponente. Dementsprechend wichtig ist auch die Stärkung der mentalen Widerstandskraft und die Verbesserung der Stresstoleranz. Mit Biofeedback, Mental Coaching, Achtsamkeitstraining, Meditationen und Entspannungstechniken kann man sein Mindset positiv beeinflussen, Ängste abbauen und neues Vertrauen in sich selbst gewinnen. Das stärkt nicht nur die Resilienz, sondern auch das körpereigene Immunsystem.

Blutlaborwerte checken und Vitamin- und Vitalstoffdepots auffüllen

Vor Operationen werden standardmäßig die wichtigsten Blutwerte bestimmt. Einen Extrablick sollte man dabei auf die Mikronährstoffversorgung werfen, denn ein Mangel an Vitaminen, Spurenelementen und Mineralstoffen kann nicht nur das allgemeine Wohlbefinden negativ beeinflussen, sondern auch den  Heilungsverlauf nach der Operation. Vitamin- und Vitalstoffmängel sollten vor dem chirurgischen Eingriff ausgeglichen werden. Neben Ernährungs-Tipps kommen auch gezielte Therapien mit Nahrungsergänzungen und Infusionen zur Anwendung.

Ernährung anpassen und Gewicht kontrollieren

Auch durch die Veränderung von Ess- und Ernährungsangewohnheiten kann operationsvorbereitend einiges erreicht werden. Radikale Ernährungsumstellungen sollten zwar eher vermieden werden, da sie die Patient:innen oft zu sehr stressen, doch auch kleinere Anpassungen, die zu einer gesünderen und ausgewogeneren Ernährung führen, wirken sich vorteilhaft aus. Wer übergewichtig ist, sollte die Vorbereitungsphase dazu nutzen, ein paar Kilos loszuwerden. Doch auch ein ungewollter Gewichtsverlust (z. B. bei Krebspatient:innen) kann zum Risikofaktor bei Operationen werden. Hier lässt sich mit bedürfnisgerechten Maßnahmen gegensteuern. Idealerweise holt man sich dabei Unterstützung von einem Ernährungscoach.