Reizdarm: Symptome, Diagnose und Behandlung
Gelegentliche Darmverstimmungen kennt jeder. Doch was, wenn diese länger anhalten? Wenn Durchfall, Blähungen, Darmkrämpfe oder Verstopfungen einen ständig plagen? Mal mehr, mal weniger intensiv? Wenn diese Symptome länger als drei Monate immer und immer wieder auftreten, sich wiederholen oder auch abwechseln? Dann sollte man unbedingt mit einem Arzt darüber sprechen.
Der Reizdarm als funktionelle Verdauungsstörung
Die eben beschriebenen Symptome können vielerlei Ursachen haben – und unter anderem auch auf einen Reizdarm hinweisen. Dabei ist ein Reizdarm eine funktionelle Verdauungsstörung, die sich aus einem komplexen Zusammenspiel verschiedener Lifestylefaktoren ergeben kann. Sie wird von Umwelt, Darmflora, Verdauungsprozessen, Immunsystem, psychischen Faktoren wie Stress und Überlastung, Ernährungsverhalten u. v. m. beeinflusst. Dementsprechend schwierig ist die Diagnose.
Eine Diagnose im Ausschlussverfahren
Um feststellen zu können, ob wirklich ein Reizdarmsyndrom vorliegt, muss der Arzt zunächst alle anderen infrage kommenden Ursachen wie Erkrankungen und Nahrungsmittelunverträglichkeiten schulmedizinisch ausschließen. Erst danach kann die Diagnose Reizdarm gesichert und eine entsprechende Therapie begonnen werden. Zu diesen medizinischen Ausschlussverfahren gehören eine gründliche internistische und gastroenterologische Untersuchung mit Basislabor (Stuhldiagnostik, Harnanalyse), Ultraschall des Abdomens, Ausschluss von Nahrungsmittelunverträglichkeiten (Lactose- und Fructoseintoleranz) und Speziallabor (Histaminintoleranz). Außerdem empfiehlt sich eine Schilddrüsenuntersuchung mit Ultraschall und Labor sowie eine endoskopische Abklärung mittels Gastroskopie und Koloskopie. In vielen Fällen ist auch eine gynäkologische bzw. urologische Untersuchung ratsam.
Hilfreiches Symptomtagebuch
Wer unter monatelangen Verdauungs- und Darmbeschwerden leidet, kann mit einem Symptomtagebuch gewisse Muster zutage fördern. Indem man notiert, was man wann isst und trinkt, welche Symptome wann auftreten, wann man großem Stress ausgesetzt ist etc., bekommt man einen guten Überblick über den Symptomverlauf und kann im besten Fall bereits erste Zusammenhänge zwischen Ursache und Wirkung erkennen. Dieses Symptomtagebuch ist eine wichtige Informationsquelle für den Hausarzt und Internisten, mit dem er bereits gezielte Tests durchführen und unter Umständen das Ausschlussverfahren abkürzen kann.
Eine Reizdarmbehandlung ist absolut individuell
Da eine Vielzahl von Faktoren zu einem Reizdarm führen kann, gibt es auch eine Vielzahl von Möglichkeiten, ihm entgegenzuwirken. Die Palette reicht von medikamentösen Therapieansätzen über individuell zusammengestellte Ernährungspläne und regelmäßige Bewegung bis hin zum Stressabbau mit Entspannungstechniken. Derzeit wird in der Schulmedizin der Ansatz der FODMAP-armen Diät stark forciert (FODMAPs sind spezielle Zucker/Kohlenhydrate und mehrwertige Alkohole, die in vielen Lebensmitteln enthalten und schwer verdaulich sind). Diese Diät kann wesentlich zur Schmerzfreiheit beitragen, ist allerdings keine Patentlösung und bietet auch nicht in allen Fällen Hilfe. Die Behandlung des Reizdarms ist in Summe eine sehr komplexe und sehr individuelle Angelegenheit, die sowohl physische als auch psychische Komponenten hat. Deshalb empfiehlt es sich in vielen Fällen auch, einen Psychologen hinzuzuziehen.
Auch eine Frage des Lebensstils
Neben den vielen möglichen medizinischen Therapieansätzen ist das Etablieren eines gesunden Lebensstils besonders wichtig. Dazu gehören unter anderem eine ausgewogene, gesunde Ernährung und eine große Portion Achtsamkeit. Bereits das leichte Reduzieren von Stressfaktoren, das Essen in aller Ruhe (bei dem gründlich gekaut wird) und etwas mehr regelmäßige Bewegung können viel bewirken. Auch wenn es anfangs schwerfällt, zahlt es sich aus, sich selbst und seiner Gesundheit ein bisschen mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Der Darm wird dafür dankbar sein.
Auch eine Frage des Darmmilieus
Ein komplexes Zusammenspiel aus dem mikroökologischen System des Darmes (Darmflora) und unserer Verdauungsorgane sorgt für eine regelrechte Verdauung oder liefert durch Fehlverdauungsprozesse vielerlei Beschwerden. Im Einzelfall kann in Erwägung gezogen werden dieses System durch Stuhlanalysen zu testen. Die Forschung und die Wissenschaft stecken hier erst in den Anfängen und die Interpretation der Ergebnisse sowie die daraus abgeleiteten therapeutischen Ansätze sind noch nicht ausreichend evaluiert, bieten aber eine Vielzahl von Möglichkeiten Patienten individuell zu beraten und therapeutisch zu begleiten.
Da sich das Darmmilieu inneren und äußeren Verhältnissen anpasst liegen die Ursachen für eine gestörte Darmflora oft nicht am Darm selbst sondern sind Folge des Ernährungsverhalten, verschiedener Lifestylefaktoren und Umweltfaktoren, auch die Beeinflussung durch das Immunsystem, psychischen Faktoren wie Stress und Überlastung, der übermäßige Einsatz von Antibiotika in der Industrie und Medizin u. v. m. spielen eine Rolle. All das kann das mikroökologische System im Darm stören und aus dem Gleichgewicht bringen.